Morddrohung gegen geständigen Ex-Satudarah Ali Osman (2024)

Duisburg. Mit seiner Aussage bei der Polizei hat der ehemalige Satudarah-Chef Ali Osman das Schweigegebot in der Rockerszene gebrochen. Eine Todsünde in Augen der Rocker - für sie ist ihr Ex-Boss nun vogelfrei. Im Netz gab es bereits erste Drohungen. Die Polizei beschützt den Aussteiger und seine Familie.

Mit seinem Geständnis hat der ehemalige Satudarah-Präsident Yildiray K. (genannt Ali Osman) den Ehrenkodex der Rocker gebrochen. Bei der Polizei packte er im November vergangenen Jahres aus, ermöglichte den Ermittlern somit tiefe und bedeutende Einblicke in das Geschäft des niederländischen Satudarah MC. Eine Todsünde im Rocker-Milieu.

Dass gerade ihr Präsident auspackt, damit hatten seine ehemaligen Gefolgsleute vor Prozessbeginn nie gerechnet. „Er wäre der Letzte, der Hochverrat begeht. Ich glaube, der würde sich eher die Kugel geben“, sagte einer der Rocker noch am Freitag vergangener Woche in das Mikro eines Spiegel-TV-Teams.

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    Doch was droht Ali Osman, dem „Paten“, wie er bei Satudarah laut Ermittlungsakte auch genannt wurde? Nach dem offenen Bruch schlug die anfängliche Unterstützung des inhaftierten Ali Osman auf einer Fanseite bei Facebook schnell ins Gegenteil um. Es gab erste Drohungen gegen Yildiray K.. Satudarah-Anhänger titulieren ihn als Verräter, einer droht mit Rache: „Yildiray, du bist schon so gut wie tot, du Hund.“

    Ehemalige Vollmitglieder, die ihrem Club schaden, gelten in der Szene quasi als vogelfrei. Die Rocker nennen dies „out in bad standing“. Er darf somit jederzeit und überall von Satudarah-Rockern angegriffen und verletzt werden.

    Frau und Kinder stehen unter Polizeischutz

    Seine Familie steht jedenfalls seit den Aussagen bei der Polizei unter Schutz und kommt in ein Zeugenprogramm. Details dazu will die Duisburger Polizei, die die Gefährdungslage bewerten muss, nicht verraten. Man habe die Bedrohungen aber im Blick. „Zeugenschutz fängt damit an, dass man die Klappe hält“, heißt es im Duisburger Präsidium. Und auch der Sprecher des Landeskriminalamtes, das den Schutz organisiert, bleibt in seinen Ausführungen zum Zeugenschutz (siehe Box) nur allgemein.

    Frau und Kinder des Satudarah-Aussteigers Yildiray K. erhalten eine neue Identität und müssen alle Zelte in ihrer Heimat in Rheinhausen-Bergheim abbrechen. Und Ali Osman selbst wird seine maximal siebeneinhalb Jahre im Gefängnis, auf die die U-Haft noch angerechnet wird, wohl in einer Einzelzelle absitzen. Auch beim Hofgang wird er wohl alleine seine Runden drehen, zu anderen Zeiten als die übrigen Gefangenen.

    Ali Osman hatte Angst um seine Familie

    Angedeutet hatte sich sein Geständnis bereits kurz nach Prozessbeginn. Auch wenn Richter Mario Plein, der der sechsten Strafkammer am Duisburger Landgericht vorsitzt, zunächst nur beiläufig erwähnte, dass der Paragraf 46 des Strafgesetzbuches - die sogenannte „Kronzeugenregelung“ - in dem Verfahren gegen Yildiray K. und Vize Baris T. eine Rolle spielen könnte.

    „Er machte viele Angaben zu ganz neuen Sachverhalten“, sagte die leitende Ermittlerin der Duisburger Polizei dann auch am Dienstag vor Gericht. Bereits einen Monat nach der Razzia, bei der die beiden Satudarah-Größen verhaftet wurden, habe Yildiray K. erstmalig signalisiert, dass er sich mit der Polizei unterhalten wolle.

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    Diese Gespräche scheiterten zunächst auch aus Angst um seine Familie, so die Polizistin weiter. Erst Monate später, wegen der lebensgefährlichen Erkrankung seines Sohnes, offenbarte sich Ali Osman schließlich. Seine beiden Verteidiger waren bei diesen Aussagen nicht dabei.

    Urteil soll schon am dritten Prozesstag fallen

    Nicht nur was die eigenen Taten angeht, packte der 38-jährige Duisburger aus, auch lieferte er den Ermittlern Details über hochrangige Hintermänner des niederländischen Motherchapters. „Das war absolut glaubwürdiges Täter- beziehungsweise Opferwissen“, so die erfahrene Kriminalhauptkommissarin. So konnte die Polizei etwa Mitte Dezember in Ahaus den zur Führungsriege zählenden Satudarah-Rocker Michel B. festnehmen. Gegen ihn wird unter anderem wegen Tötungsdelikten, Erpressung, Geldwäsche und Drogenhandel ermittelt. „Ein Novum, dass ein Präsident einer Rockergruppe so nachhaltig auspackt.“

    Satudarah-Chefs in Duisburg vor Gericht

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    Auch zum dritten Verhandlungstag am Donnerstag kam Ali Osman wieder mit Blaulicht-Eskorte, in schusssicherer Weste und von SEK-Beamten abgesichert ins Duisburger Gericht. Etwas überraschend einigten sich alle am Verfahren beteiligten Parteien, den Prozess doch schon am dritten Verhandlungstag beenden zu wollen. Bereits am Donnerstagnachmittag wird das Urteil gegen Yildiray K. und Baris T. fallen. Vermutlich haben auch die hohen Sicherheitsvorkehrungen dazu den Ausschlag gegeben.

    Die Redaktion berichtet auch auf dem Kurznachrichtendienst Twitter als @DerWestenDU über den Prozess am Duisburger Landgericht.

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    Author: Dong Thiel

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